Monheimer liefen beim Boston Marathon

Der Boston Marathon ist der angesehenste und der älteste Stadtlauf der Welt mit einer 121-jährigen Tradition. Hier schrieb 1967 die US-Amerikanerin Kathrine Switzer Geschichte. Sie beendete – trotz Widerstand des Veranstalters – als erste Frau mit einer offiziellen Startnummer einen Marathon. Auch das furchtbare Attentat im Jahr 2013 ist ein Teil der Geschichte, aber kein Grund deswegen auf eine Teilnahme zu verzichten. Jedes Jahr findet der Lauf am Patriot’s Day statt. Der Start ist seit 1924 im ländlichen Bostoner Vorort Hopkinton und das Ziel befindet sich in der Boylston Street in der Innenstadt von Boston.

Obwohl Katja Wedde, Wolfgang Vogt und Andreas Jago insgesamt über 450 Marathons gelaufen sind, fehlte ihnen noch die Mutter aller Marathons. Nach der erfolgreicher Anmeldung, die nach der Qualifizierungszeit in Abhängigkeit der Altersklasse und nach einem komplizierten Schlüssel erfolgte, durfte man dann 225 Dollar überweisen! Konnte man allerdings nicht die geforderte Qualifikationszeit nachweisen, gab es nur die Möglichkeit im Rahmen einer organisierten und überteuerten Reise den Startplatz noch teurer zu erkaufen – für schlanke 560€!

Wer also schnell genug war oder über ausreichend finanzielle Mittel verfügte, für den begann der Tag früh morgens mit dem Bus Loading. Die endlose Schlange der orangen Schulbusse brachten die Läufer im Konvoi zum Start nach Hopkinton ins Athletendorf. Das riesige Areal war für Läufer abgesperrt und es gab die Möglichkeit sich mit Kaffee, Bagels, Energiegels, Bananen, Wasser und Isotonischen Getränken nochmals zu stärken. Bekanntlich treffen sich die Marathonläufer einen Tag vor dem Lauf zur Pasta-Party um ihre Kohlenhydratdepots zu füllen. Angesichts der schwierigen Strecke wollten die Monheimer vorsichtshalber auch die Proteindepots auffüllen. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich einer marathongerechten Ernährung entschieden sie sich dabei für ein 18 oz (510 gr.) leichten 100 Day Aged Prime Ribeye Steak (medium to rare).

Ausreichend gestärkt wurden die Läufer dann zum 800 Meter entfernten Startgelände geführt. Das Läuferfeld wurde in vier Startblöcke mit je 8.000 Läufern und die einzelnen Blöcke wurden nochmals in acht Gruppen, je nach Qualifizierungszeit, aufgeteilt.

Das Wetter war ideal – für Zuschauer. Bei 20 Grad und wolkenlosen Himmel, standen die Läufer dann eine halbe Stunde in der prallen Sonne und warteten auf den Start. Dieses Aufwärmprogramm war nicht gerade leistungsfördernd. Aber bei den besonderen Marathons stehen ohnehin der Spaß und das Erlebnis im Vordergrund und die gelaufene Zeit ist nebensächlich und langsamer laufen die beste Renntaktik.

Nach den beiden patriotischen Ritualen vor dem Start: Nationalhymne singen und der Überflug von 2 Düsenjets, fiel pünktlich um 10 Uhr der Startschuss. Die Strecke führte auf einer kleinen Bundesstraße abwechselnd durch kleine Straßendörfer, Waldgebiete und unbebautem Gelände. In Deutschland hätten sich an solchen Streckenabschnitten höchstens ein paar Frühaufsteher an die Strecke verirrt und höflich applaudiert. Aber in Ashland, Famingham und Natik standen die Zuschauer in dreier Reihen und machten einen Lärm wie man sich das beim Zieleinlauf eines deutschen Stadtmarathons nur wünschen kann. Die Amerikaner leben den Marathon und drehten völlig durch. Besonders extrem sind die Schülerinnen des Wellesley Collage bei km 20. Die Mädchen die nicht nur hysterisch schreien, sondern auch Schilder in die Höhe halten mit denen sie die männliche Läufer zum Stoppen und zu einem Kuss auffordern – Kiss me hot I am phantastic. Ob die beiden Herren aus Monheim der Aufforderung nachgekommen sind ist allerdings nicht überliefert.

Bis Kilometer 25 ging es größtenteils bergab. Insgesamt müssen fast 300 Höhenmeter bergauf gelaufen werden, trotzdem ließen sich viele Läufer am Anfang zu einem viel zu hohen Tempo verleitet. Das ständige bergab und bergauf wird erst ab hier spürbar. Denn danach folgten mit den Newton Hills der entscheidende 4 Hügel. Nach dem Ort geht es erst steil bergrunter und am Newton-Firehouse-Turn und dann kommt der erste und steilst Anstieg. Mittlerweile war es noch wärmer geworden und viele Läufer sind zum Walken übergegangen oder hatten Krämpfe in den Beinen, manche wurden sogar auf Tragen abtransportiert. Dann kam bei Kilometer 33 der letzte Hügel in Sicht, der berühmte Heartbreak Hill. Ein Monument des Laufsport, nicht wirklich steil aber lang und sagenumwoben. Oben angekommen war der höchste Punkt der zweiten Hälfte der Strecke erreicht und ab jetzt geht es eigentlich nur mehr abwärts zum Ziel. Auf den letzten 2 Kilometern standen die Zuschauer in vierter und fünfter Reihe und es war ohrenbetäubend laut. Nach der Boston Fire Station biegt man dann links auf die imposante 600m lange Zielgerade ein. In den Hochhausschluchten erreichte der Lärmpegel sein Maximum und manche wünschten sich Ohrenstöpsel. Trotz der großen Wärme hatten spätestens hier alle Läufer eine Gänsehaut.

Das Streckenprofil und die Hitze forderten an diesem Tag einen hohen Tribut, denn von den 32.000 Startern kamen nur 26.492 Läufer ins Ziel. Den blauen und gewaltigen Zielbogen durchlief Andreas Jago nach 3:17:16h. Wolfgang Vogt lief nach 3:46:32h und Katja Wedde nach 4:30:09h glücklich ins Ziel. Der Boston- Marathon mit seinen phantastischen Zuschauern ist definitiv einer der beeindruckendsten Läufen weltweit und wird den Monheimern noch lange in Erinnerung bleiben.

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